Unfruchtbarkeit beim Mann: Finden Sie die Ursache
Dr. med. Michael Rettl

Unfruchtbarkeit beim Mann: Finden Sie die Ursache

Erfahren Sie, was eine Unfruchtbarkeit beim Mann beeinflusst und wie Sie überprüfen können, ob Sie betroffen sind.

Unfruchtbarkeit beim Mann: Ursachen, Einflussfaktoren und Lösungen

Der Wunsch nach einem Kind ist eine der natürlichsten Sehnsüchte vieler Paare. Doch wenn die Schwangerschaft ausbleibt, richtet sich der Blick oft zuerst auf die Fruchtbarkeit der Frau – dabei liegt der Grund in etwa 30-50 % der Fälle beim Mann.  

In diesem Beitrag erklären wir, welche Faktoren die männliche Fruchtbarkeit beeinflussen können, wie Unfruchtbarkeit beim Mann erkannt wird, und welche Maßnahmen helfen können, den Kinderwunsch doch noch zu erfüllen. Besonders wichtig ist das Verständnis, dass viele der Einflussfaktoren direkt mit dem alltäglichen Leben zusammenhängen.  

Ernährung, Stress, Alkoholkonsum oder andere Lebensgewohnheiten haben oft einen größeren Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Mannes, als allgemein angenommen wird. Häufig sind diese Faktoren den betroffenen Paaren nicht bewusst oder sie werden als unbedeutend eingestuft, was langfristig zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen kann.

Was bedeutet eigentlich Unfruchtbarkeit beim Mann?

Unter männlicher Unfruchtbarkeit (oder Sterilität beim Mann) versteht man eine eingeschränkte oder ausbleibende Fähigkeit, durch die eigenen Samen eine Schwangerschaft herbeizuführen. Es gibt zahlreiche mögliche Ursachen, die für die Unfruchtbarkeit des Mannes verantwortlich sein können – sie reichen von gesundheitlichen über lebensstilbedingte Faktoren bis hin zu genetischen Gründen.  

Egal, wo die Ursache der Unfruchtbarkeit liegt – eines ist klar: Wer die Spermienqualität regelmäßig kontrollieren lässt, kann frühzeitig und gezielter reagieren. Die Untersuchung ist vollkommen schmerzfrei und zeigt, ob mit den Spermien alles in Ordnung ist.

Welche Faktoren die Spermienqualität beeinflussen

Eine Vielzahl an Faktoren kann sich direkt auf die Qualität der Spermien auswirken. Wir haben diese in fünf Kategorien unterteilt, um eine gewisse Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Nur weil sich einer dieser Faktoren möglicherweise in Ihrem Leben wiederfindet, bedeutet das nicht automatisch, dass Sie unfruchtbar sind. Wenn Sie jedoch einen Kinderwunsch haben, schadet es auf keinen Fall, ein Spermiogramm erstellen zu lassen, um Klarheit zu gewinnen.

Medizinische Faktoren

  • Schlechte Samenqualität: Eine reduzierte Beweglichkeit, Anzahl oder Form der Samenzellen (Spermien) ist die häufigste medizinische Ursache für männliche Unfruchtbarkeit. Ein Spermiogramm liefert hier Klarheit – bei Kinderwunsch Sterneck bieten wir in unserem hochmodernen Labor diese Untersuchung mit rascher Auswertung an.
  • Hormonelle Störungen: Ein ausgewogenes Hormonverhältnis – insbesondere von Testosteron, LH und FSH – ist entscheidend für die Spermienproduktion. Störungen der Hormonregulation, z.B. durch Erkrankungen der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), welche für die Steuerung des Hormonhaushalts zuständig ist, können die Fruchtbarkeit stark beeinträchtigen.
  • Genetische Ursachen: Angeborene genetische Defekte wie das Klinefelter-Syndrom (XXY-Chromosomensatz) oder Fehlanlagen der Samenleiter können die Spermienbildung stören oder ganz verhindern.  
  • Infektionen: Verschiedene Infektionen können die Hoden oder Samenleiter schädigen. Besonders gefährlich ist Mumps im Jugend- oder Erwachsenenalter, wenn die Hoden betroffen sind (Mumpsorchitis). Auch Chlamydien oder Gonorrhoe können zu Unfruchtbarkeit führen.  
  • Hodenhochstand: Wird ein Hodenhochstand nicht rechtzeitig (in der Kindheit) behandelt, kann dies später zu eingeschränkter Fruchtbarkeit führen, da die Spermienproduktion durch die zu hohe Temperatur im Bauchraum gestört wird.  
  • Varikozele (Krampfadern im Hoden): Eine erweiterte Vene im Hodensack kann die Temperatur im Hoden erhöhen und dadurch die Spermienqualität mindern. Eine operative Behandlung kann hierbei helfen.  
  • Autoimmunerkrankungen: Der Körper kann Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die eigenen Spermien bilden, was deren Beweglichkeit und Funktion einschränkt.
  • Krebserkrankungen und Krebstherapie: Tumorerkrankungen – insbesondere der Hoden – und deren Behandlungen (Chemotherapie, Bestrahlung) können die Spermienproduktion dauerhaft schädigen.  

Lebensstilbedingte Ursachen

  • Alkohol und Nikotin: Insbesondere die negative Auswirkung von Alkohol auf die Samenqualität ist gut erforscht. Sowohl Alkohol als auch Nikotin wirken sich negativ auf die Anzahl, Beweglichkeit und Struktur der Spermien aus. Auch die DNA der Spermien kann geschädigt werden. Es ist nicht leicht, Gewohnheiten wie Rauchen oder regelmäßiges Trinken abzulegen – aber Ihr zukünftiges Kind wird es Ihnen danken.
  • Drogenkonsum: Dabei sind nicht nur Drogen wie Cannabis, Kokain oder ähnliche Rauschgifte gemeint. Wer regelmäßig Kraftsport betreibt, kennt sogenannte Performance-Enhancing Drugs (PEDs) – dazu zählen etwa diverse Anabolika wie Testosteron, Nandrolon oder Trenbolon. Auch wenn diese Wirkstoffe das Muskelwachstum beschleunigen und verstärken können, wirken sie auf das hormonelle Gleichgewicht im Körper wie eine Atombombe. Sie führen mitunter zu einer vollständigen Hormonunterdrückung – das bedeutet, der Körper stellt die körpereigene Testosteronproduktion vollständig ein. Weitere Effekte, die durch die Verwendung solcher Mittel auftreten können, sind die Reduktion der Spermienanzahl und -beweglichkeit, die Schrumpfung der Hoden, da der Hoden selbst einen Testosteronmangel hat, der Verlust von Libido nach Absetzen sowie ein erhöhtes Risiko für permanente Unfruchtbarkeit, besonders bei längerer Anwendung.  
  • Ernährung und Nährstoffmangel: Eine unausgewogene Ernährung mit zu wenig Zink, Selen, Folsäure oder Omega-3-Fettsäuren kann die Spermienqualität verschlechtern. Man sollte ebenfalls darauf achten, genügend Antioxidantien wie Vitamin C und E zu sich zu nehmen.  
  • Übergewicht und Untergewicht: Ein stark erhöhter oder sehr niedriger BMI wirkt sich auf die Hormonbalance aus und kann die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.  
  • Bewegungsmangel: Bewegung ist wichtig für den Stoffwechsel und die Durchblutung – auch im Hodenbereich. Ein aktiver Lebensstil wirkt sich positiv auf die Fruchtbarkeit aus.  
  • Stress und psychische Belastung: Chronischer Stress ist bekannt dafür, die Fruchtbarkeit und die Libido bei Männern zu reduzieren. Stressabbau und Entspannungstechniken können hier unterstützend wirken.
  • Überhitzung der Hoden: Regelmäßige Saunagänge, heiße Bäder, enge Hosen oder das stundenlange Sitzen mit dem Laptop auf dem Schoß können die Temperatur in den Hoden erhöhen – und somit die Spermienbildung stören.  

Umweltbedingte Faktoren

  • Umweltgifte: Pestizide, Schwermetalle (z.B. Blei, Quecksilber), Lösungsmittel oder Weichmacher (z.B. BPA) können die Spermienproduktion stören oder die Spermien selbst schädigen.  
  • Berufliche Belastungen: Männer, die beruflich häufig mit Chemikalien, Abgasen oder starker Hitze in Kontakt kommen (z.B. Schweißer, Lackierer, Landwirte), haben ein höheres Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen.
  • Luftverschmutzung: Feinstaub, Ozon und andere Luftschadstoffe stehen im Verdacht, oxidativen Stress auszulösen und so die Spermienqualität zu beeinträchtigen. Realistisch betrachtet ist die Belastung in Kärnten und den umliegenden Bundesländern nicht allzu schlimm, man sollte aber dennoch darauf achten, vor allem wenn man sich oft in Ländern mit höherer Luftverschmutzung aufhält.
  • Strahlung: Ionisierende Strahlung (z.B. durch häufige Röntgenuntersuchungen im Beckenbereich oder berufliche Exposition) kann die DNA der Spermien schädigen.

Sexuelle und funktionelle Faktoren

  • Erektile Dysfunktion: Probleme mit der Erektion können den Geschlechtsverkehr erschweren oder unmöglich machen – ein offensichtliches Hindernis für eine natürliche Zeugung. Sollten Sie an einer erektilen Dysfunktion leiden, suchen Sie Ihren Urologen auf – dieser kann im Regelfall helfen.
  • Ejakulationsstörungen: Eine verzögerte, ausbleibende oder rückläufige Ejakulation (z.B. nach Prostataoperationen) kann die Spermienübertragung verhindern.
  • Blockaden der Samenleiter: Verengungen oder Verschlüsse (z.B. durch Infektionen, Operationen oder angeborene Fehlbildungen) verhindern, dass Spermien in die Samenflüssigkeit gelangen.  
  • Sexuelle Abstinenz oder sehr unregelmäßiger Verkehr: Eine zu lange Abstinenz kann die Spermienqualität verschlechtern. Auch ein zu seltenes Ejakulieren kann negative Auswirkungen auf die Beweglichkeit der Spermien haben.

Psychosoziale Faktoren

  • Leistungsdruck und unerfüllter Kinderwunsch: Der emotionale Druck, endlich ein Kind zu zeugen, kann Stress verursachen, der wiederum negativ auf die Hormonproduktion wirkt – ein Teufelskreis.
  • Beziehungsprobleme: Konflikte in der Partnerschaft können zu weniger Sexualität führen, was sich wiederum auf die Chancen der Empfängnis auswirkt.
  • Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen oder andere psychische Erkrankungen können sich direkt (z.B. durch hormonelle Veränderungen) oder indirekt (z.B. durch Medikamente oder mangelnde Libido) auf die Fruchtbarkeit auswirken.

Diese stichpunktartige Liste enthält aus unserer Sicht die häufigsten Faktoren, die zu Unfruchtbarkeit oder Sterilität beim Mann führen können. Viele davon treten nur bei wenigen Menschen auf, während andere deutlich weiter verbreitet sind.  

Wie bereits oben erwähnt: Nur weil Sie zweimal pro Woche ein Glas Wein trinken, nicht täglich Sport treiben oder bei der Arbeit gelegentlich etwas mehr Stress haben, heißt das nicht automatisch, dass Sie unfruchtbar sind. Es gibt Menschen, die ein Leben lang rauchen und trotzdem perfekte Spermien haben – doch um Klarheit darüber zu gewinnen, ob und wie fruchtbar Sie sind, sind regelmäßige Check-ups die sicherste Methode.

Wie wird Unfruchtbarkeit beim Mann festgestellt?

Das Spermiogramm ist die zentrale Untersuchung, um die männliche Fruchtbarkeit zu beurteilen. Dabei werden zahlreiche Faktoren des männlichen Ejakulats untersucht, um das Potenzial der Samenqualität präzise einzuschätzen. Gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) analysiert man sowohl makroskopische Merkmale wie Volumen, Farbe und Konsistenz, als auch mikroskopische Parameter wie die Beweglichkeit (Motilität), Vitalität und Morphologie der Samenzellen. Mehr zum Spermiogramm für den IVF Fonds.

Viele Männer fragen sich, wie lange die Dauer der Auswertung eines Spermiogramms ist: In der Kinderwunschklinik Sterneck liegt das Ergebnis dank unseres modernen Labors meist innerhalb weniger Tage vor.  

Was sagt ein Spermiogramm genau aus?

Das Spermiogramm beurteilt unter anderem:  

  • Spermienkonzentration: Optimal sind mindestens 16 Millionen Samenzellen pro Milliliter Ejakulat.
  • Spermienmotilität: Mindestens 32% der Spermien sollten vorwärts beweglich sein.
  • Morphologie: Mindestens 4% der Spermien sollten eine normale Form aufweisen.

Warum sind diese Werte wichtig?

Ein auffälliges Spermiogramm kann ein Hinweis auf zugrunde liegende Probleme wie hormonelle Störungen, genetische Erkrankungen oder Entzündungen sein. Je früher solche Ursachen erkannt werden, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und Verbesserung der Spermienqualität. Deshalb ist es ratsam, frühzeitig Klarheit über die Gesundheit der eigenen Spermien zu schaffen und nicht zu lange abzuwarten.

Was kann man bei Unfruchtbarkeit tun?

Medizinische Therapie

Bei hormonellen Ursachen können Medikamente helfen, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Chirurgische Eingriffe, z. B. bei Krampfadern im Hodenbereich (Varikozele), sind ebenfalls möglich.

Lebensstiländerungen

Liegt die Ursache in der Lebensweise, kann bereits eine gezielte Änderung oder Anpassung des Lebensstils dazu beitragen, die Spermienqualität zu verbessern. Zwar gibt es keine allgemeingültige Faustregel, die immer zum Erfolg führt – doch wenn unsere Expertinnen und Experten sich ein umfassendes Bild Ihrer Situation machen können, erhalten Sie individuelle Empfehlungen, die wirklich weiterhelfen.

Grundsätzlich empfiehlt sich:

  • Reduzierung oder Verzicht auf Alkohol und Nikotin (falls zutreffend)
  • Gesunde und ausgewogene Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung (kein exzessiver Sport notwendig)
  • Stressreduktion durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation

Kinderwunschbehandlungen

In Fällen, wo die Samenqualität deutlich eingeschränkt ist, können medizinische Verfahren wie die Insemination oder die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) zum Einsatz kommen. Die ICSI ermöglicht es sogar Männern mit sehr niedriger Samenqualität, biologische Väter zu werden. Hier lesen Sie mehr über die ICSI.

Sollte eine Ejakulation nicht möglich sein oder keine Spermien im Ejakulat vorhanden sein, bietet sich die Testikuläre Spermien-Aspiration (TESA) als geeignete Behandlung an. Hierbei wird eine feine Nadel unter örtlicher Betäubung in den Hoden eingeführt, um direkt Spermien zu entnehmen. Erfahren Sie hier mehr über TESA.

Wie hoch stehen die Schwangerschaftschancen bei männlicher Unfruchtbarkeit?

Selbst bei diagnostizierter Sterilität oder Unfruchtbarkeit beim Mann gibt es eine gute Nachricht: Dank der medizinischen Entwicklungen der letzten Jahre gibt es exzellente Behandlungsmöglichkeiten, die vielen Paaren doch noch zu einem eigenen Kind verhelfen. Die Chancen auf eine Schwangerschaft können durch rechtzeitige Diagnose und gezielte Behandlung wesentlich erhöht werden!

Klarheit schaffen – Spermiogramm in der Kinderwunschklinik Sterneck

Wenn Sie und Ihr Partner vermuten, dass eine männliche Unfruchtbarkeit eine Rolle bei Ihrem unerfüllten Kinderwunsch spielen könnte – oder Sie durch unseren Blogbeitrag den Eindruck gewonnen haben, dass eine Untersuchung Ihrer Spermien sinnvoll wäre –, kann ein Spermiogramm in unserer Klinik Klarheit verschaffen. Die Expertinnen und Experten der Kinderwunschklinik Sterneck verfügen über langjährige Erfahrung und modernste Technologien, um Sie bestmöglich zu unterstützen.

Vereinbaren Sie gerne einen Termin – wir nehmen uns Zeit für Ihr Anliegen!